Environments und Happenings

Die Gesamtausfüllung von Räumen mit jedem beliebigen Material

Environments und Happenings haben ihre Wurzeln in der Avantgardebewegung der 50er Jahre. Es bezeichnet unter Einbeziehung und Ausgestaltung von Innen- und Außenräumen die unmittelbare Umgebung eines Kunstobjekts. Wassily Kadinsky war ein Vorreiter dieser futuristischen Bewegung.

Ausgehend von den Surrealisten-Ausstellungen der 30er Jahre in Paris, wurde die Frage nach der Platzierung und Inszenierung von Kunst im Raum neu aufgestellt. Die Pop-Art-Bewegung der 1960er Jahre suchte dann den Kontakt zur zeitgenössischen Wirklichkeit, in der Design, Architektur, Kunst und Alltagskultur miteinander verknüpft wurden. Gemeinsam war allen Werken, dass sie die Grenzen der herkömmlichen Malerei oder Installation sprengten und aus ihrer Fläche heraustraten. So stellte beispielsweise George Segal seine weiß belassenen Gipsabformungen von Menschen in Raumensembles. Die wichtigste Ausstellung dieser Zeit war „This is Tomorrow“, die 1957 in der Whitechapel Art Gallery stattfand.

Einer der wichtigsten Vertreter dieser Jahre ist Claes Oldenburg, dessen riesige „Weiche Skulpturen“ und „Environments“ eine Satire auf den American Way of Life darstellen. Auch Andy Warhol gilt mit seiner „Factory“ als einer der wichtigsten Anreger des Environment.

Die Environment-Kunst war eng mit dem künstlerischen Happening verbunden. Claes Oldenburg führte Happenings auf. Hierbei sollte die alltägliche Wirklichkeit in die Vorstellungswelt der Kunst eingebracht werden. Außerdem sollten sich irreale oder absurde Elemente mit der Realität mischen. Beispielsweise eröffnete Oldenburg im Dezember 1961 in New York „The Store“, ein Ladengeschäft, das er mit hergestellten Objekten (Attrappen von Lebensmitteln, Kleidungsstücken etc.) füllte. Diese Objekte konnten die Zuschauer zu niedrigen Preisen erwerben. So entstand das Happening, welches mit dem Environment eng verknüpft war.

Eine provokante Richtung der Environments, zu dessen Hauptvertretern auch Edward Kienholz zählt, verknüpft gesellschaftliches Rollenverhalten, sexuelle Tabus und Moralvorstellungen zu bizarren zeitgenössischen „Sittenbildern“.

Aus den Einflüssen der frühen Environments und Happenings von Künstlern wie Hans Carl Artmann, Konrad Bayer oder Hermann Nietsch bildete sich in Europa eine Künstlergruppe, die eine Vorform der Konzeptkunst entwickelte. Im „Wiener Aktionismus“ führten sie äußerst provokante Vorstellungen auf, in denen sie sexuelle Exzesse und das Verschütten von Blut und Exkrementen dazu nutzten, um einen Beitrag zur Behandlung von Verklemmungen und zur Befreiung von Ängsten leisteten. In Amerika formte sich aus dem Environment und den Happenings eine neodadaistische Fluxus-Bewegung um Joseph Beuys und Nam June Paik. Sie waren bestrebt, alles im Fließen zu begreifen.