Tantra

Die sinnlich-erotische Massage als Kunstwerk

Tantra gilt als Harmonisierung des Körpers und dient der Ausrichtung der Energiebahnen und zum Ausgleich von Yin und Yang. Meditative Passagen stehen im Wechsel zu dynamischen Sequenzen. Die Grundlage und Ausrichtung des Rituals ist die Verehrung des Menschen als ganzheitliches Wesen.

Die Tantra-Massage ist eine Form der rituellen Berührungskunst. Es entstand einst in vielfältigen tantrischen Traditionen als hinduistisches und buddhistisches Tantra in diversen Ausprägungen. Das Ziel war jedoch in allen Ausprägungen gleich: Die Erlangung besonderer Lust, Seligkeit oder Ekstase in einem verfeinerten Bewußtseinszustand. Durch den Orgasmus soll das zusammengezogene Selbst-Bewußtsein in ein Gottesbewußtsein ausgeweitet werden, so dass das gesamte Universum als Selbst erfahren werden kann.

Nachdem zu Beginn des 18. Jahrhunderts die europäische Gelehrtengemeinschaft die indische Kultur immer mehr kennenlernte, wurden auch die tantrischen Praktiken im Westen bekannt. Nach anfänglichen Charakterisierungen als „schwarzmagische“ Gebräuche und zunehmenden Verwechslungen mit dem Kamasutra, stellte der britische Orientalist Sir John Woodroffe im 20. Jahrhundert ein gereinigtes, ehrwürdiges Tantra vor. Dieses entsprach der gelehrten, symbolisierten Interpretation des indischen Tantras und wurde so auch im Westen als Werk der Hochkultur geschätzt.

Das heutige, westliche Tantra wurde in den 70er Jahren unter dem Begriff Neotantra unter anderem von dem indischen Philosophen Bhagwan Shree Rajneesh, genannt Osho, weiterentwickelt. Osho propagierte eine Verbindung von Spiritualität und Sexualität als eine zeitgemäße Form von Tantra, die körperbejahend und weltzugewandt sei. Dies war der Gegensatz zum Sexualbild des Christentums, welches als körperfeindlich galt und propagierte, dass Lust und Erotik nur unter Schuldgefühlen praktiziert werden konnte. Tantra wurde zu einem Synonym für rituelle Erotik, spirituell orientierte sexuelle Praktiken und heiliger Sexualität. Durch die Verbreitung der Humanistischen Psychologie wurden dann auch unter anderem für Sigmund Freuds Psychoanalyse theoretische Konzepte und Deutungen von sexuellen Fixierungen und Blockaden übernommen. Das Ideal der sexuellen Befreiung läutete den sexuellen Wertewandel des Westens ein – nicht zuletzt aufgrund den vielfältigen Erfahrungen der Menschen mit den Lehren des Tantra.

Die Kombination aus rituellen Körperverehrungspraktiken mit Massagetechniken zur Beeinflussung körperenergetischer Vorgänge verschmelzen zu einer rituellen Kunst der Berührung. Bei der Tantra-Massage werden Hingabe und Genuß erschaffen, welche bei den Praktizierenden oftmals als Bezauberung und tiefe Berührung nachklingen.