Tarten

Essen für die wichtigen Momente - Die UNESCO stellt die Tartenvielfalt unter Schutz

Frankreich ist das Land der Leidenschaften. Sowohl was die romantische Liebe angeht, als auch die Liebe zum Essen. Welches Land verbindet man sonst mit so vielen Gaumenfreuden wie dem Crêpe, Macarons, Baguette, Käse, Croissants, Muscheln, Wein...? Die französische Küche ist aus dem bekannten „savoir vivre“ nicht mehr wegzudenken. Das hat 2010 sogar die Unesco offiziell anerkannt.

„Wir haben die beste Küche der Welt!“ Was 2008, zur Bewerbung Frankreichs für die Liste schützenswerter Weltkulturerben, reichlich selbstbewußt aus dem Mund von Nicolas Sarkozy klang, hat zwei Jahre später auch die Unesco bestätigt: Im November 2010 stellt sie das „repas gastronomique des Francais“ als immaterielles Kulturgut unter ihren Schutz. Im Gegensatz zum materiellen Kulturerbe, das sich auf Naturlandschaften oder Denkmäler bezieht, meint das immaterielle Kulturerbe Traditionen, die „von einer Generation an die nächste weitergegeben werden und eine wesentliche Bedeutung für das Gefühl der Identität und Kontinuität lebender Gemeinschaften besitzen“, und zudem die kulturelle Vielfalt sowie menschliche Kreativität pflegen.

Die Entscheidung der Unesco-Kommission begründet sich auf den Schutz der „gebräuchlichen sozialen Praxis, die wichtigsten Momente im Leben des Einzelnen oder von Gruppen“ mit dem gemeinsamen Essen zu feiern. Es geht nicht um „die französische Küche“ an sich, sondern um ihren kulturell höher entwickelten Zweck: Eine Form des Essens, die ebenso im privaten Bereich zu finden sein könnte.

Damit umfaßt das „respas gastronomique“ nicht unbedingt die beliebte Haute Cuisine. Trotzdem unterstützten die französischen Sterneköche Paul Bocuse und Alaine Ducasse 2008 den Antrag Sarkozys. Sie wollten die Aufmerksamkeit auf einen Mißstand lenken, der im 21. Jahrhundert auch an Frankreich nicht vorbeigegangen war: Den übermäßigen Verzehr von Fast Food und Convenience-Produkten.

Andere Stimmen entgegneten, dass die französische Küche keinen Schutz nötig hätte, zählt sie doch zu den beliebtesten und einflußreichsten Küchen der Welt. Besonders gelobt wird der Umstand, daß in der Cuisine Francais nur frische und überwiegend lokale Zutaten verwendet werden. So locken Bouillabaisse, bretonische Artischocken, Belon-Austern und Camembert jedes Jahr über 80 Millionen ausländische Besucher an die rot-weiß karierten Restauranttische. Wer würde da noch nach der 5-Minuten-Terrine greifen?