Das Berliner Pornfilmfestival

Wo endet Kunst und wo beginnt Pornografie? Das Berliner Pornfilmfestival

Jenseits der Schmuddelecken fand am letzten Wochenende im Kreuzberger Moviemento das bereits zehnte Pornfilmfestival Berlins statt. Grund genug für uns nach der ewigen Frage zu sinnieren, wo die Kunst in diesem Genre endet und die reine Pornografie anfängt?

Das Pornfilmfestival Berlin ist 2006 von dem Filmemacher Jürgen Brüning ins Leben worden. Der Anspruch des Festivals ist es, das Genre in ein künstlerisches, gesellschaftliches Licht zu rücken. Es geht dabei nicht um Filmchen à la YouPorn, sondern um Ästhetik, Provokation, Freiheit und Spaß am Körper. Internationale Filmemacher zeigen auf dem Festival ihre oftmals kontroversen Produktionen. So wie dieses Jahr beispielsweise Zahra Stardust, die in einer „Do it Yourself“-Anleitung zeigt, was in Australien als illegal angesehen wird: Fingern, Fisten und spritzendes Kommen inklusive.

Das Pornfilmfestival hat sich in den Jahren weiterentwickelt. Wussten zu Anfang die Besucher noch nicht genau, was sie auf einem Pornfilmfestival erwartet, sind die Besucher heute vor allem junge, gebildete Menschen, die durchweg interessiert und gegenüber erotischer Kunst positiv eingestellt sind. Dabei bleibt immer noch die Erkenntnis, dass Sexualität, obwohl sie uns tagtäglich in den Medien propagiert wird, immer noch ein Tabuthema ist. Besonders der Vielfalt in der Sexualität möchte das Pornfilmfestival ein Forum bieten.

Neben den Filmvorführungen bietet das Pornfilmfestival ein vielfältiges Begleitprogramm an. Es werden Vorträge gehalten, Workshops veranstaltet und Performances zum Thema Porno angeboten, die sich nicht nur mit heterosexueller Pornografie beschäftigen, sondern auch schwule, lesbische und transsexuelle Pornografie abdecken. Aktivisten aus Prostitution, BDSM sowie Sex und Gender bekommen auf dem Pornfilmfestival ebenso eine Bühne geboten, wie das Symposium „Postpornpolitics“, in dem Wissenschaftler, Künstler und Pornotheoretiker um einen neuen alternativen Porno diskutieren, jenseits von dem Degradieren der Frau zu allzeit willigen Erfüllungshilfen männlicher Lüste.

International hat das Pornfilmfestival Nachfolgefestivals und Ableger erzeugt. In Brasilien, Frankreich, Griechenland, Israel und letztes Jahr auch in New York veranstalteten die Menschen ebenfalls ein Festival, welches die Pornografie jenseits von Schmuddelecken in ein künstlerisches Licht rückte. Die stetig wachsenden Besucherzahlen legen nahe, dass die Menschen Pornfilmfestivals haben wollen.