Ildiko Von Kuerthy

Vom Mondscheintarif zum Neuland - Die Schriftstellerin Ildikò von Kürthy

Sie ist die Königin des deutschen Frauenromans: Ildikò von Kürthy. Die Heldinnen ihrer humoristischen Romane sind junge moderne Frauen, die mit Witz und Selbstironie ihre eigenen Schwächen schildern und ihre Männergeschichten Revue passieren lassen. Ihre Bücher wurden weltweit in rund 30 Sprachen übersetzt. Nun hat die Bestsellerautorin ihr neuestes Buch „Neuland“ herausgebracht.

Die Sprache ist ihr Medium. Das merkt man der 48-jährigen Schriftstellerin sofort an. Bereits als Kind mußte sie sich eingehend mit der Sprache beschäftigen. Ihr Vater war blind. Und so war es klar, dass sie alles ausführlich erklären mußte, was um sie herum passierte. Dem Vater schöne Augen machen blieb da aus. Heute spricht sie Sätze aus wie: „Ich stehe dazu, dass ich mich für meine Oberschenkel mehr interessiere als für Weltpolitik.“ – Und für solche Sätze lieben sie so viele Frauen.

Ildikò von Kürthys Heldinnen, die Ich-Erzählerinnen ihrer Bücher, sind immer von einem dauerhaften Gefühl der Unzulänglichkeit geleitet bei gleichzeitiger übersteigerter Wahrnehmung des eigenen Selbst. In ihrem ersten Roman „Mondscheintarif“ von 1999 gab es den Satz: „Irgendwas läuft grundlegend schief in meinem Leben“. Dieser Satz ist das Motto und der Motor des Erzählens von Kürthys. Sie wendet in ihren Romanen das immer kehrende Schema an: Frauen in den frühen Dreißigern sind auf der wortreich betriebenen Suche nach dem richtigen Mann. „Freizeichen“, „Herzsprung“, „Blaues Wunder“, „Höhenrausch“ oder „Schwerelos“ – ihre Romane führten jahrelang die Bestsellerlisten an. Das Geheimnis ist wohl, dass die Romane das ansonsten so verstreute Themenfeld der Frauenzeitschriften in einer Erzählung bündeln. Das ununterbrochene Augenmerk liegt dabei auf dem eigenen Körper. Ihre Beschreibungen sind dabei als spontane Erlebnisprotokolle mitten aus dem Leben gegriffen. Ein Erfolgsrezept was der Schriftstellerin recht gibt. Insgesamt hat sie bislang acht Bücher geschrieben. Die Auflagen betragen mehr als sechs Millionen.

Für ihr neuestes Werk „Neuland – wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand“ hat sich die Autorin selbst in eine Art Metamorphose begeben. Das Werk ist ein amüsanter, selbstironischer Crashkurs in Sachen Selbstoptimierung geworden. Die Autorin hat sich dafür ein Jahr lang „auf die Suche nach einem besseren Leben gemacht.“ Und dabei tat sie all die Dinge, die eine mittelalte Frau eben so tut in ihrem Wunsch nach inneren und äußeren Veränderungen: Besuch von Achtsamkeits-Seminaren, Typveränderung in Form von Haarextensions, Schock- und Wegfrosten des Oberschenkelfetts, Schweigetage im Kloster, Entschlackungskuren in Bayern, Verzicht auf Alkohol und weißen Zucker. Ihr Fazit: „Die unzufriedene Frau über vierzig ist eine tickende Zeitbombe.“ Und noch einen weisen Satz gab Ildikò von Kürthy nach ihrem Jahr der Selbstoptimierung zum Besten: „Mein Vater war blind. Für einen Blinden bist du nie ein Hingucker. Für mich wurde Sprache zu meinem wichtigsten Schönheitsmerkmal.“