Thierry Noir

Ein französischer Mauer-Maler in Berlin

In Berlin kennt seine Kunst jeder. Mit seinen großflächigen, bunten Gesichtern mit den Glupschaugen und den Schmollmündern wurde er als Mauermaler nach der Wiedervereinigung berühmt. Diese Noir-Köpfe malt der 1952 in Lyon geborene Künstler bis heute.

Die Köpfe von Thierry Noir strahlen stets Lebensfreude aus. In bunten Farben gehalten, prägte er das Bild der Westmauer. „Es ist die Poesie des Augenblicks, die Poetik der Sekunde, die Ironie des Momentanen, um die es mir geht“, sagte Noir 1996.

Bereits 1982 kam der französische Maler nach Berlin. Damals begann er bereits die Westseite der Mauer zu bemalen. Dies gestaltete sich in der frühen Zeit jedoch mit Schwierigkeiten: Soldaten mit Maschinenpistolen bewachten die Mauer. Und auch die Kreuzberger Bürger waren von der Kunst auf der Mauer nicht erfreut und übermalten die Mauerbilder. Später, nach der Maueröffnung, wurden seine Köpfe dann größer, so daß sie auch von vorbeifahrenden Autos erkannt werden konnten. Die Kunstszene wurde darauf aufmerksam und so konnten die Köpfe erst mal bleiben. Obwohl die East-Side-Gallery unter Denkmalschutz steht, mußte Thierry seine Werke 1993, 1996 und 1998 immer wieder restaurieren.

Thierry Noir ist heute einer der gefragtesten Street-Art-Künstler in Berlin. 2013 wurde er engagiert, um einen Partykeller in einem Hostel an der Oranienburger Straße zu bemalen. Er arbeitet immer wieder an Siebdrucken und Skulpturen, die er in seiner eigenen Galerie, der „Galerie Noir“ ausstellt und verkauft. Und immer wieder sind dabei die Köpfe zu sehen, eindeutig das Lebensthema des Mauerkünstlers.

Thierry Noir sagt, daß ein verantwortungsbewußter Umgang mit einer Stadt und ihrer Geschichte manche Projekte unmöglich mache. Und so hält er auch den Investorenbau an der East Side Gallery für ein Desaster. Dort seien vier Kinder aus Westberlin ertrunken, weil sie beim Spielen in die Spree gefallen sind und die Feuerwehr nicht ins Wasser durfte. Für ihn ist der bislang erhaltene Mauerstreifen ein Mahnmal um einen Eindruck einer tödlichen Grenze zu vermitteln. Ihn macht es stolz, daß sich heute Touristen mit einem Schmollmund, nachgemacht von seinen gemalten Köpfen, vor der Mauer fotografieren lassen. Und er hofft, daß die heutige Jugend respektvoll mit ihrer Stadt und ihrem Lebensraum in Zukunft umgehen werden.