Thomas Kolarczyk

Ein Kontrabassist mit vielen Gesichtern - Thomas Kolarczyk

Anlässlich des Karnevals der Kulturen 2016 in Berlin war artist ritual unterwegs und hat spannende Künstler interviewt. Einer davon ist Thomas Kolarczyk, der seine musikalische Laufbahn als klassischer Gitarrist startete und dann später sein Instrument, den Kontrabass, fand.

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artist ritual: Seit wann machst Du Musik und wie kamst Du dazu?
Thomas Kolarczyk: Ich mache Musik seitdem ich sieben Jahre alt bin. Ich habe mit klassischer Gitarre angefangen. Auf die Idee kam ich, weil mein Patenonkel immer auf Familienfeiern ein bisschen Gitarre gespielt hat und da habe ich irgendwann gesagt, das würde ich auch gerne mal probieren. Das waren so die Anfänge.

artist ritual: Was ist für Dich Jazz?
Thomas Kolarczyk: Jazz ist irgendwie ein komisches Wort, was sehr viele Möglichkeiten vereint. Viele Leute haben oft so ein Bild von Jazz im Kopf, aber eigentlich ist es viel mehr als das. Es ist einfach improvisierte Musik, die sehr verschieden klingen kann. Ich versuche den Begriff ein bisschen zu vermeiden, weil der eben für viele Leute so altbacken klingt.

artist ritual: Du bist ein aktiver Part in der Berliner Jazz-Szene. Beschreibe diese bitte, vielleicht im Gegensatz zu Jazz-Szenen in anderen Städten.
Thomas Kolarczyk: Also das Gute und das Schlechte an der Berliner Jazz-Szene ist, dass sie sehr unübersichtlich ist. Das heißt, es gibt viele einzelne Berliner Jazz-Szenen und man wird immer wieder überrascht. Es ist nicht unbedingt so, dass man sich kennt. Sondern man geht irgendwo hin und hört plötzlich Musik, die man so noch nie gehört hat. Und dadurch erwartet man halt immer das Unerwartete. Man ruht sich nicht aus und man ist immer offen dafür, dass neue Menschen einem begegnen. Und deswegen gibt es sehr viel Austausch. Außerdem ist es sehr international. Man kann Kontakte in anderen Ländern knüpfen. Das schätze ich sehr an Berlin. Andere deutsche Jazz-Szenen sind sehr deutsch. Und durch die Berliner-Jazzszene kann man sich eher in Europa und der Welt verbreiten.

artist ritual: Du spielst in mehreren Ensembles Kontrabass. Kannst Du diese mal aufzählen und beschreiben, was sie schwerpunktmäßig für Musikrichtungen spielen?
Thomas Kolarczyk: Ich begleite mehrere Jazz-Projekte, wo jeweils eigene Kompositionen gespielt werden. Ich spiele in einer kurdischen Band Kontrabass, die eher in der Volksmusik angesiedelt ist. Und ich spiele mit einem Schlagzeuger im Duo, wo wir eher so experimentelle Stücke spielen. Dann habe ich mein eigenes Quintett, wo alle Einflüsse zusammen fließen. Ich spiele auch noch in einer Rockband. Das ist so experimenteller Rock. Also so ziemlich alles. In den Orchestern spiele ich klassischen Kontrabass. Ich versuche viele verschiedene Sachen zu machen.

artist ritual: Was steht bei Dir zukünftig auf dem Plan?
Thomas Kolarczyk: Mit der Band, mit der ich heute beim Karneval der Kulturen gespielt habe, steht im Juni eine Tour an. Das ist die erste Tour. Anschließend gibt es eine Album-Aufnahme mit der gleichen Band. Mein Debut in der Jazz-Welt quasi als Komponist und Musiker. Ansonsten steht eigentlich immer sehr sehr viel an. Proben mit anderen Bands. Es ist sehr unübersichtlich. Ich muss immer in den Kalender gucken (lacht).

 

Thomas versucht immer beide Seiten zu betrachten – das Gute und das Böse. Früher wollte er die verschiedensten Berufe erlernen: Botaniker, Psychologe. Letztendlich ist er zum Glück Kontrabassist geworden. Als Kind war er ein stetiger Sammler und beschäftigte sich viel mit Tieren. Heute ist seine Lieblingsbeschäftigung ganz klar die Musik. Auf die Frage, was sein Beitrag sei um die Welt ein wenig besser zu machen, antwortete er: „Meine Musik. Ich versuche, dass Leute durch die Konzerte eine positive Erfahrung mit Internationalität haben.“

In diesem Sinne wünschen wir Thomas alles Gute und viel Erfolg weiterhin mit seinen vielfältigen musikalischen Projekten.

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