Thomas Baumgärtel

Von einem, der auszog, um Bananen zu sprayen - Künstler und „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel

In erster Linie ist er wohl der „Bananensprayer“. In Zweiter vielleicht erst „der“ Künstler. Oder verhält es sich so wie mit dem Huhn und dem berühmten Ei? Seit 1986 die erste Spraybanane von Thomas Baumgärtel erschaffen wurde, zieht sie sich wie ein roter Faden durch sein künstlerisches Schaffen. „Alles Banane“ möchte man meinen, wenn man sich die Vita des Kölner Künstlers besieht.

Gebt der Kunst Bananen!
Das Bayerische Fernsehen verglich ihn mit Robin Hood: „Ein mysteriöser Kunstrebell, der Robin Hood des Zeitgeistes, der die elitären und kommerzialisierten Strukturen der internationalen Kunstszene bloß legt.“ Ob Robin Hood in seinem Gepäck Bananen dabei hatte, wissen wir nicht. Doch mit eben diesen kämpft Thomas Baumgärtner, alias der „Bananensprayer“, getreu dem Motto: Mit Bananen für die Freiheit der Kunst. Und wie bitter nötig es ist sich für diese immer wieder auch noch 30 Jahre nach der ersten gesprayten Banane einzusetzen, verdeutlicht die Charlie-Hebdo-Banane – ein Projekt Baumgärtners zum Attentat in der Pariser Satiremagazin-Redaktion. Doch diese ist nur eine von vielen Bananen in der vielfältigen Schaffensarbeit des studierten Künstlers und Diplom-Psychologen.

Baumgärtel Bananen als Qualitätssiegel der Kunstszene
Nachdem 1986 die erste in der Stencil-Technik gesprayte Banane einen Kunstort markierte, folgten in den nachkommenden Jahren viele weitere. Inzwischen weisen weltweit mehr als 4.000 von Baumgärtel erschaffene Bananen auf lohnenswerte Orte der Kunst hin. Gute Wegweiser sind die gelben Früchte gewiß. Werden sie doch in der Kunstszene als „Qualitätssiegel und inoffizielles Logo“ gehandelt.

Der öffentliche Raum als Staffelei
Dabei versteht es Baumgärtel wie kein Zweiter die Grenzen der Aktionskunst, die Trennung zwischen Aktion und Bildwerk, aufzuheben und neu zu definieren. 2001 verwandelte er so in Zusammenarbeit mit dem Malermeister Dieter Siegel-Pieper die Fassade eines Duisburger Hauses in ein „Bananenhaus“. 2012 schuf er eine Friedensbanane aus Kreidespray am Kölner Dom für den Kölner Jugendring.

Nicht „alles Banane“: Von Acryl-Serien und dem Phoenix aus der Asche
Doch ist bei Thomas Baumgärtel nun nicht „alles Banane“. So gründete er 1996 zusammen mit anderen Künstlern die Ateliersgemeinschaft CAP Cologne und ist mit „Könige der Herzen“ seit 1998 mit THITZ und M.S. Bastian aktiv. 30 m hoch soll der „Phoenix aus der Asche“  – eine Skulptur aus Stahl am Hochofen Dortmund-Hörde – einst in die Höhe ragen. An diesem Projekt arbeitet Thomas Baumgärtner seit 2008.

Es sind wohl ohne Zweifel sein rebellischer Sprayeifer, die Happenings und Performance mit denen er für Aufsehen sorgt. Doch zeigen seine Arbeiten an Acryl-Serien wie „Goldstücke“ (seit 2005) oder „Menschenmassen“, „Holocaust“ und „Städtebilder“, daß eben doch nicht „alles Banane“ ist. Aber dennoch warten wir gespannt auf seine Aktion „Banane vor dem Brandenburger Tor“ in Berlin, denn für die Freiheit der Kunst darf tagtäglich gekämpft werden.